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SLACKLINEN

Wer häufig in Magazinen blättert oder auf Social Media Plattformen unterwegs ist kennt diese Bilder: mehrere Ruten die perfekt nebeneinander auf einem Rodpod liegen. Die Schnüre alle straff Gespannt um ja keinen Zupfer oder Schnurschwimmer zu verpassen. Dieser Anblick vermittelt Professionalität, um so paralleler die Ruten, umso besser das Foto. Die Montagen werden dabei häufig an Stellen gelegt die dem gegenüberliegenden Ufer näher sind als dem Eigenen. Bei längeren Ansitzen ist diese Vorgehensweise einleuchtend, da so die Unruhe auf und neben dem Angelplatz minimiert werden können. Aber wer kann schon von sich behaupten immer Zeit für längere Ansitze zu haben? In diesem Artikel wird erklärt wie Sie ihre Chancen bei Kurzansitzen erhöhen können und das ohne Rodpod und mit Schlaffer Schnur (eng.: slack line)

Ich stehe oben auf dem Damm,

der den kompletten See umgibt. Vor mir führt ein schmaler, rutschiger Weg einige Meter nach unten. Früher gab es hier eine kleine Treppe, doch die Bretter, die die Erdstufen befestigt hatten sind längst weggefault. Nebelschwaden stehen über dem See, bis auf einen Jogger bin ich der Einzige der an diesem Sonntagmorgen im November schon so früh im Naherholungsgebiet ist. Das wird sich aber bald ändern, denn es soll ein sonniger und warmer Tag werden. Die Stelle die ich mir ausgesucht habe und die Woche über jeden Tag vor der Arbeit befüttert habe, ist wie für diese Bedingungen geschaffen. Unten am Fuße des Weges liegt ein großer Betonbrocken im Wasser. Er ist die Krone einer fast 3 Meter steil abfallenden Kante die entstand, als große Steine und Bauschutt aufgetürmt wurden um die Straße zu befestigen die direkt am See entlangführt. Im deutlichen Gegensatz dazu lassen sich rechts von mir noch einige Meter in den See hinein die Spitzen großer Steine im Flachwasser erkennen. Ein wahres Paradies für Dreikantmuscheln und Krebse und ein Schlaraffenland für Karpfen. Durch das schon recht klare Wasser werden sich die Karpfen hier gut in der Sonne aufwärmen können, sobald sie durch die kahlen Bäume und Büsche scheinen wird. In der Morgendämmerung vermute ich sie noch im tieferen Bereich. Bevor ich meine Ruten aufbaue, kommt schnell noch etwas Futter ins Wasser. Für meine linke Rute gibt es noch genügend Platz am Hang, den Bissanzeiger der rechten, flacheren Rute muss ich allerdings im Flachwasser unterbringen. Ein Frolicring an einem langen Blowback-Rig soll es richten. Mit einem leichten Schwung schlenze ich die Montage in eine Lücke zwischen den überhängenden Bäumen. Ich brauche mir um Hindernisse am Grund keine Gedanken zu machen, da ich bereits früher im Jahr mit einem Rechen an einem Seil die Stelle von Unrat befreit habe. Zuversichtlich lege ich die Rute ab und hänge den Swinger ein. Zwar muss weder die Schnur auf Spannung gebracht werden, noch würde er mir einen Fallbiss anzeigen, sollte sich ein Fisch dazu entschließen die Rutenlänge auf mich zu zuschwimmen, aber er sorgt dafür, dass die dicke Schlagschnur garantiert sicher über das Röllchen des Bissanzeigers läuft.

Noch während ich die zweite Rute beködere läuft die tiefe Rute langsam und gleichmäßig ab. Obwohl der Fisch keine langen Fluchten hinlegt ist von Anfang an klar, dass es Sich um einen großen Fisch handelt. Ich werde Nervös, da der Karpfen, der schwer am Grund seine Bahnen zieht, versucht sich hinter den zahlreichen Hindernissen zu verschanzen. Ich benutze trotz der kurzen Distanz 13 ft Ruten, denn so kann ich ihn recht gut von den Hindernissen in meiner nächsten Umgebung fernhalten. Dennoch zieht sich der Drill in Die Länge, mehr als einmal bin ich froh, dass ich deutlich mehr Schlagschnur als üblich verwende. Trotz des langen Drills und der immer wieder erhaschten Blicke überrascht mich die Größe des massigen Spiegelkarpfens der sich wenige Meter vor mir auf die Seite legt. Obwohl der See einige gute Fische beheimatet, ist es auf Grund des permanenten Angeldrucks nicht einfach die wirklich Großen zu fangen. Umso größer ist die Freude, als der Fisch endlich über den Kescherrand gleitet. Auf der Matte dann die Bestätigung: Der Topfisch des Gewässers ist auf einen der einfachsten Tricks hereingefallen: das Nicht-Spannen der Schnur.

Keine Stunde später läuft die nächste Rute ab und dieser Fisch lässt von Anfang an keinen Platz für Zweifel. Während der ersten Flucht zieht er nicht nur meine gesamte Schlagschnur von der Rolle, sondern schwimmt mit ruhigen, gleichmäßigen Schwanzschlägen in Richtung Seemitte. Auch wenn der Karpfen sich im Moment im Freiwasser befindet ist die Situation brenzlig, da er, sobald ich wieder einige Meter mehr Schnur auf der Rolle hab, sich wieder mitten im Unterwasserparkour befindet. Selbst wenn der Karpfen nur seitlich schwimmt muss ich aufpassen und die Hauptschnur von den Hindernissen fernhalte die mich umgeben. Ich weiß zwar, dass sie einiges abkann, aber ich will kein Risiko eingehen. Nach einigem Schnurgeben und Nehmen passiert genau Das, was ich vermeiden wollte: der Fisch schwimmt zur Seite und zieht die Schnur unter einigen überhängende Ästen hindurch und ich spüre wie die Hauptschnur an einigen Steinen reibt die bis unter die Oberfläche ragen. Glücklicher Weiße gelingt es mir letztendlich doch den Fisch zu drehen und ein guter Freund, der mittlerweile angekommen ist, kann den nächsten großen Karpfen keschern.

Habe ich sie mit diesem Bericht überzeugt bei ihrer nächsten Session das Distance-Lead Zuhause und Ihre Schnüre durchhängen zu lassen? Dann will ich ihnen im Folgenden mein Vorgehen zeigen. Damit klarer ist was ich genau mit meinem Vorgehen bezwecken will, hier nochmal die Vorteile verdeutlicht: Da die Schnur nicht unter Spannung steht, legen sich sinkende Schnüre auf den Grund und passen sich den Konturen an. Dadurch sind Sie deutlich schwerer zu sehen und die Fische kommen nicht so leicht in Kontakt mit unserer Schnur. Ein nicht zu verachtender Vorteil, gerade bei vorsichtigen Fischen. Ein Kontakt mit der Schnur und dem Leader lässt sich aber auch damit nicht ganz ausschließen und so spielen wir den zweiten großen Trumpf aus: Die Schnur gibt nach. Das mag zuerst banal Klingen. „Na und?“ Könnten Sie Fragen. „Der Fisch kommt mit der Schnur in Berührung. Was spielt es da für eine Rolle ob sie gespannt ist oder nicht?“ Eine Große. Kontakte mit der Umgebung sind für Karpfen ganz normal. Hier ein Ästchen, dass am Grund liegt, hier eine Wasserpflanze, da ein freches Rotauge das sich auf den Platz gewagt hat. Doch alle Szenarien haben zwei Eigenschaften gemeinsam, der Widerstand gibt nach und der Karpfen kann das Hindernis problemlos wahrnehmen. Unsere Schnur ist im Optimalfall kaum wahrnehmbar, bietet aber einen deutlichen Widerstand. Sie passt nicht zur normalen Umgebung und alarmiert die Fische. Eine schlecht wahrnehmbare Schnur die kaum Widerstand bietet hätte im Gegensatz dazu genauso gut eine Wasserpflanze sein können und passt somit zum Bild das der Schnurschwimmer von einem vermeintlich sicheren Platz hat. Damit reduzieren wir die Gefahr, dass die Schnur von den Karpfen erkannt wird und verhindern so, dass die Gäste des Gelages gewarnt werden.

Ärgerlich, schlecht für die Umwelt und meist unnötig: eine zu weit Geworfene Montage

Die Platzwahl:
Das schöne beim Slacklinen ist, dass es kein Grundlegendes Umdenken erfordert, da wir die Fische in denselben ufernahen Bereichen befischen können, die wir auch mit anderen Methoden beangeln. Eine Einschränkung habe ich jetzt allerdings schon genannt: die Plätze müssen nah am Ufer sein, optimaler Weise nicht weiter als 5 m von der Rute entfernt. Zudem dürfen sich in der Umgebung keine Hindernisse befinden aus denen ein Karpfen nicht wieder befreit werden kann. Zur Verdeutlichung: Äste die ein Stück ins Wasser ragen oder Seerosen sind kein Problem, meist genügt es den Winkel zum Hindernis zu verändern um die Schnur zu befreien. Sollten sich allerdings standhaftere Hindernisse, wie die Stützen eines Steges, durch die der Fisch schwimmen kann, oder ein versunkener Baum in der Umgebung befinden, wäre Slacklinen verantwortungslos. Optimal sind Ufer, an denen mehrere Büsche über das Wasser ragen, die Äste über dem Wasser bieten Schatten und Deckung, während die Äste, die in aller Regel unter diesen Büschen liegen, oft von Dreikantmuscheln behaftet sind und Versteckmöglichkeiten für Krebse darstellen. Die Karpfen fühlen sich an solchen Stellen besonders wohl und wir haben die Möglichkeit diese Stellen extrem präzise zu befischen und zu befüttern. Da zu dieser Angelart kein langwieriges auf- und Abbauen gehört, ist sie auch optimal für das Stalken geeignet. Oft lassen sich die Karpfen beim gemütlichen Ziehen und Fressen an der eigenen Uferkannte beobachten und oft genug befinden sich unsere Montagen bei diesem Anblick nicht auf der beobachteten Zugrute der Karpfen, sondern an dem gegenüberliegenden Ufer. Allerdings können wir aus diesem Verhalten der Fische unseren Nutzen ziehen, indem wir die Fische suchen und gezielt befischen, sollten wir keine finden, können wir uns immer noch auf die altbewährten Stellen zurückgreifen.

Unbequeme und schwer zugängliche Stellen werden selten befischt und sind deshalb oft besonders interessant

Das Gerät: 
Im Gegensatz zu anderen Methoden muss beim Slacklinen nicht erst tief in die Tasche gegriffen werden, um die für die neue Angelart nötige Grundausstattung zu kaufen. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten die Montage und das Setup zu optimieren.                                                                   Fangen wir ganz unten an, beim Rig. Grundsätzlich gilt: Vertrauen fängt. Fischen das Rig, in das sie das meiste Vertrauen haben. Bei mir ist das ein ungefähr 30 cm langes Blow-Back-Rig mit einem 6er oder 4er Haken und einem ca. 1-1,5 gr. schweren Bleischrot vor dem Haken. Dennoch passe ich mich gerne der aktuellen Situation an und so habe ich schon mit verschiedensten Ködern an den unterschiedlichsten Rigs gefangen. Ich fische gerne alles eine Nummer länger, da sich der Köder so natürlicher verhält und sich Weißfische, die an dem Köder herumspielen sich nicht so leicht haken und somit die hart erkämpfte Unauffälligkeit des Angelplatz zunichtemachen. Davor kommt bei mir ein 1,5-2 Meter langes Leader, das wie das Vorfach aus dem Line Bandits Heavy Hooklink gebunden ist. Das 50 lbs tragende Vorfach und das 100 lbs Tragende Leader ist extrem Abriebfest und somit perfekt für den Nahkampf mit aller Art von Hindernissen geeignet. Im Gegensatz zu Leadcore verfügt es allerdings nicht über einen Bleikern, was es zum einen deutlich weicher und dünner bei höherer Tragkraft macht, zum anderen sinkt es nicht so schnell. Um dem entgegen zu wirken platziere ich alle 40 cm ein Bleischrot. Es ist wichtig, damit das unterste weit genug vom Blei entfernt ist, damit sich der Haken beim Wurf nicht verfangen kann. Bleiben wir beim Blei. Hier gilt wie so oft: So leicht wie möglich, so schwer wie nötig. Da wir allerdings weder bestimmte Wurfweiten erreichen müssen, noch die Schnur über große Entfernungen auf Spannung zu bringen haben können wir getrost leichtere Gewichte als üblich verwenden. Diese sind deutlich leiser und somit unauffälliger. Das Leader hänge ich in einen Schnellwechsler und benutze einen Schlauch, den ich bereits vorher aufgezogen habe um die Öffnung zu schließen. Auf die 0,60mm Carp One Schlagschnur ziehe ich eine ca. 10 gr. schwere Bleiolive oder ein Flying Backlead. Diese Kombination ermöglicht ein wechseln der Methode und der Montage ohne erneut Knoten zu müssen. Somit können wir schnell auf die aktuellen Situationen reagieren, eine Popupmontage einhängen und zu den Fischen werfen die trotz ausgiebiger Beobachtung ausgerechnet am anderen Ufer fressen.

Als Hauptschnur verwende unsere Carp One SBD, welche zwar weder besonders glatt, noch in einem künstlerisch wertvollen Camo-Design daherkommt. Dafür sinkt Sie deutlich schneller, als man das von einer Geflochtenen erwarten würde und ist extrem abriebfest. Recht häufig wird in Foren viel über den oft trockenen Teil der Ausrüstung diskutiert, bei dem die Persönlichen Präferenzen eine sehr große Rolle spielen: Das Setup. Deshalb möchte ich diesen Punkt nur kurz schneiden. Ich fische schwere 13 ft Ruten mit weicher Spitze, da ich mit ihnen kampfstarke Fische von mir und den Hindernissen zu meinen Füßen fernhalten kann. Die weiche Spitze vermindert die Gefahr von Aussteigern. Auf diese Ruten Kommen bei mir Big Pit Rollen, da ich so, falls nötig (meistens ist es das nicht) mal eben eine Montage an einen weiter entfernten Platz legen kann. Ich habe, da meine Ruten oft an verschiedenen Plätzen liegen, immer zwei Kescher und eine Abhakmatte mit hohen Rändern dabei. Diese verhindert das ein Karpfen auf unebenem Boden von der Matte rutschen kann. Swinger und Snagears an Banksticks, ein Stuhl mit verstellbaren Beinen sowie ein Trolly vervollständigen meine Ausrüstung, von der ich mir erhoffe, mit ihr auf alle Eventualitäten Vorbereitet zu sein.

Das Futter:
Das Thema Futter will ich nicht vertiefen. Zu viele, teils sich wiedersprechende Theorien und Artikel sind dazu schon in die Welt gesetzt worden. Doch rufen sie sich bitte eins in Erinnerung: Karpfen sind in der Lage einzelne Zuckmückenlarven im Schlamm zu finden, also zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über die neusten Lockstoffe. Solange unserem Zielfischen das Futter schmeckt und bekommt werden wir fangen. Ich verwende meist die Boilies von Maximumbaits, Frolic oder Partikel. Hier gilt das Gleiche wie bei den Rigs: Vertrauen Fängt.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit diesem Artikel eine meiner liebsten Angelarten näherbringen. Seien Sie leise, verhalten Sie sich unauffällig und mit etwas Glück erwartet Sie der nächste große Fisch am eigenen Ufer. Viel Erfolg und Slack Lines, Frieder Maier.